C++ Grundlagen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um C++-Code zu kompilieren und auszuführen. Gerade für den Anfang ist es aber empfohlen, es auf die 'traditionelle' Art und Weise zu machen. Dazu soll der GNU Compiler installiert werden. Der Code wird dann in der Konsole zuerst kompiliert (und ein paar weitere Schritte) und danach separat ausgeführt.

Auf Unix-basierten Systemen (Mac und Linux) sollte der GNU Compiler bereits installiert sein. Mit g++ -v kannst du dies sicherstellen und sehen, welche Version installiert ist.

Es wird angenommen, dass du bereits über Vorwissen in einer anderen Programmiersprache verfügst, optimalerweise in einer typensicheren Sprache wie C# oder Java. Deshalb solltest du in der Lage sein, dir selbst den wichtigsten Syntax zu erarbeiten.

Hier einige Quellen:

Essentiell für das Programmieren in C++ ist das Verständnis von:

Ziel dieses Kapitels ist es, ein Verständnis zu entwickeln für die verschiedenen Schritte, die zwischen dem Code in C++ und der ausführbaren Datei liegen.

Dazu betrachten wir ein kleines (und ziemlich sinnloses) Programm, welches auf 3 Files aufgeteilt wurde. Stelle sicher, dass du genau verstehst, was das Programm macht. Auch sollte dir klar sein, warum es die Headerdatei calc.h braucht.

prog.cpp
#include "calc.h"
 
int main()
{
    add(3,7);
    sub(3,7);
    mul(3,7);
    return 0;
}
calc.cpp
#include <iostream>
using namespace std;
 
void add(int x, int y)
{
    int r = x + y;
    cout << r << endl;
}
 
void sub(int x, int y)
{
    int r = x - y;
    cout << r << endl;
}
 
void mul(int x, int y)
{
    int r = x * y;
    cout << r << endl;
}
h.cpp
void add(int,int);
void sub(int,int);
void mul(int,int);

Quellen:

Möchte man das Programm einfach ausführen, ohne sich mit den Details auseinander zu setzen, so kann man diese wie folgt tun: In einem ersten Schritt wird der Code in eine ausführbare Datei umgewandelt:

# Windows:
g++ -o main.exe -Wall prog.cpp calc.cpp
# Unix:
g++ -o main -Wall prog.cpp calc.cpp

Diese kann man dann ganz einfach ausführen:

# Windows:
main.exe
# Unix:
./main 

Möchte man dies genauer verstehen, so muss man die folgenden 4 Schritte dieses Prozesses anschauen:

  1. Preprocess
  2. Kompilieren
  3. Linken
  4. Ausführen

In Folgenden wird auf die einzelnen Schritte eingegangen.

In den verschiedenen Schritten wird der ursprüngliche C++-Code in Dateien verschiedener Formate umgewandelt. Man kann diese Zwischenprodukte auch mit einem einzelnen Befehl erstellen. Füge einfach die Flag -save-temps hinzu:

g++ -o main -save-temps prog.cpp calc.cpp

Schritt 1: Preprocess

Preprozessor Statements wie include oder if werden ausgeführt. Z.B. resultiert #include <iostream>, dass der gesamte Code aus iostream in den Code hinein kopiert wird.

Die Flag -E bewirkt, dass nur der Preprocess-Schritt ausgeführt wird. Beachte, dass der Output nur in der Konsole ausgegeben wird und nicht in ein File geschrieben wird. Möchte man dies, muss man dies mit -o outputfilename explizit angeben.

g++ -E -o prog.ii prog.cpp
g++ -E -o calc.ii calc.cpp

Das File prog.ii sieht wie folgt aus:

prog.ii
# 1 "prog.cpp"
# 1 "<built-in>" 1
# 1 "<built-in>" 3
# 379 "<built-in>" 3
# 1 "<command line>" 1
# 1 "<built-in>" 2
# 1 "prog.cpp" 2
# 1 "./calc.h" 1
void add(int,int);
void sub(int,int);
void mul(int,int);
# 2 "prog.cpp" 2
 
int main()
{
    add(3,7);
    sub(3,7);
    mul(3,7);
    return 0;
}

Beachte, dass in den Zeilen 8-10 die Zeilen aus calc.h einfach hinein kopiert wurden.

Das File calc.ii wird hier nicht gezeigt, da es mehrere 10'000 Zeilen lang ist! Der Grund ist, dass der gesamte Inhalt von iostream hinein kopiert wurde.

Ein solches .ii File (je nach OS auch mit Endung .i) wird auch Translation Unit genannt und beinhaltet nichts weiteres als C++-Code - auch wenn das File eine andere Endung hat.

Schritt 2: Kompilieren

Danach kommt der eigentliche Kompilierungsschritt. Der preprozessierte Code wird in Maschinencode kompiliert. Dieser wird in einem sogenannten Object-File (Endung: .o oder .out) gespeichert. Dieser Maschinencode beinhaltet direkte Instruktionen an die CPU. Der Die -c Flag bewirkt, dass der C++ Code nur preprozessiert und kompiliert wird:

g++ -c prog.cpp
g++ -c calc.cpp

Der Inhalt von Object-Files ist in Binärform, kann also nicht von uns gelesen werden.

Genau genommen verläuft diese Kompilierung in zwei Schritten ab:

Schritt 2A: Kompilieren C++ zu Assembly-Code

Kompilation mit GNU-Compiler in Assembly-Code (Endung: .s). Assembler ist eine sehr hardwarenahe Programmiersprache und ist unterschiedlich für verschiedene CPU-Typen.

Möchte man nur diesen Schritt machen, verwendet man die Flag -S:

g++ -S prog.cpp
g++ -S calc.cpp

Das Resultat vom ersten Schritt (preprocessierten C++-Code in Assembly-Code):

prog.s
    .section    __TEXT,__text,regular,pure_instructions
    .build_version macos, 10, 15    sdk_version 10, 15, 6
    .globl  _main                   ## -- Begin function main
    .p2align    4, 0x90
_main:                                  ## @main
    .cfi_startproc
## %bb.0:
    pushq   %rbp
    .cfi_def_cfa_offset 16
    .cfi_offset %rbp, -16
    movq    %rsp, %rbp
    .cfi_def_cfa_register %rbp
    subq    $16, %rsp
    movl    $0, -4(%rbp)
    movl    $3, %edi
    movl    $7, %esi
    callq   __Z3addii
    movl    $3, %edi
    movl    $7, %esi
    callq   __Z3subii
    movl    $3, %edi
    movl    $7, %esi
    callq   __Z3mulii
    xorl    %eax, %eax
    addq    $16, %rsp
    popq    %rbp
    retq
    .cfi_endproc
                                        ## -- End function
.subsections_via_symbols
Schritt 2B: Kompilieren Assembly-Code zu Maschinencode

Die Assembly-Datei (.s) wird dann in Maschinencode umgewandelt. Dies passiert nicht mehr mit dem GNU-Compiler, sondern mit dem Assembler-Compiler:

as -o prog.o prog.s
as -o calc.o calc.s

Schritt 3: Linking

Damit das Programm ausgeführt werden muss, müssen die einzelnen Object-Files miteinander verknüpft (also gelinked) werde. Das Resultat ist dann eine ausführbare Datei (hier main genannt)

# Windows:
g++ -o main prog.o calc.o
# Unix:
g++ -o main prog.o calc.o

Doch wozu braucht man diesen Linking-Schritt? Machen wir ein Beispiel:

  • in prog.cpp wird die Funktion Add(...) aufgerufen, welche im Headerfile calc.h deklariert ist. Im Preprocess-Schritt wird diese Deklaration dann in prog hinein kopiert. Die Definition fehlt aber! Das Programm prog.o kann alleine nicht ausgeführt werden, da sich die Definition der Funktion in calc.o befindet. Im Linking-Schritt wird dann die Deklaration von Add in prog.o mit deren Definition in calc.o verknüpft. Man sieht also, dass man eine Datei auch schon kompilieren kann, wenn nur die Deklaration einer Funktion, aber nicht deren Definition enthalten ist.
  • Auch muss der Einstiegspunkt ins Programm, sprich die main-Funktion gefunden werden. Auch dies geschieht im Linking-Schritt.

Den Linking-Schritt kann man auch einzeln machen, der Befehl ist aber etwas mühsam und hängt auch von der Plattform ab. Deshalb wird auf diesen hier verzichtet.

Schritt 4: Ausführen

Nun können wir unser Programm ausführen:

# Windows:
main.exe
# Unix:
./main

Grosse Projekte können sehr schnell aus sehr vielen einzelnen Files bestehen. Da jeweils alle dem Compiler übergeben werden müssen (gcc -o main file1.cpp file2.cpp file3.cpp ...), kann dies ziemlich mühsam werden. Hier kann ein Makefile helfen, siehe z.B. hier https://www3.ntu.edu.sg/home/ehchua/programming/cpp/gcc_make.html#zz-2.

Ein einfaches Makefile für unser Beispielprojekt sieht wie folgt aus:

makefile
# AUFBAU
# Ziel: Abhaengigkeiten
#   Befehl
 
main: prog.o calc.o # wenn prog.o oder calc.o veraendert wurden -> erstelle Ausfuehrbare Datei main neu, indem der Befehl unten (g++ ...) ausgefuehrt wird 
    g++ -o main prog.o calc.o
 
prog.o: prog.cpp calc.h # wenn prog.cpp oder calc.h veraendert wurden -> prog.o neu erstellen
    g++ -c prog.cpp
 
calc.o: calc.cpp calc.h # analog
    g++ -c calc.cpp
 
clean: # mit 'make clean', loesche alle .o und das main File
    rm *.o main
  • talit/cpp.1602972537.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2020-10-17 22:08
  • von sca