Funktionen
Komplexe Programme können mit Hilfe von Funktionen in kleinere, leichter zu programmierende Teilprogramme zerlegt werden. Solche Teilprogramme können zudem mehrmals verwendet werden.
Definition
Eine Funktion ist immer wie folgt aufgebaut:
def name_der_funktion(PARAMETER): # Parameter sind optional # CODE DER FUNKTION return RETURN_WERT # optional
- Das Schlüsselwort
def
leitet immer die Definition einer Funktion ein. - Darauf folgt der Funktionsname. Typischerweise schreibt man diesen ausschliesslich mit Kleinbuchstaben und Underscores
_
. - Direkt anschliessend werden
(
runde Klammern)
geschrieben. Diese enthalten die Parameter. Das sind Werte, die an die Funktion übergeben werden. Funktionen können auch ohne Parameter definiert werden, die Klammern sind dann halt einfach leer. - Nach einem Doppelpunkt
:
- folgt der Funktionskörper, welcher den eigentlichen Code der Funktion beinhaltet. Dieser Code muss eingerückt sein.
Nachdem du eine Funktion definiert hast, kannst du sie ganz einfach aufrufen. Dazu mehr in den Beispielen unten.
Übrigens hast du schon viele Funktionen kennengelernt - ohne dass du es wahrscheinlich gemerkt hast. Zum Beispiel ist die Funktion print()
für Turtles eine Funktion, die die Parameter ausgibt. Diese Funktion wurde vorprogrammiert. Nun wollen wir schauen, wie wir unsere eigenen Funktionen definieren können.
Funktionen ohne Rückgabewert
In diesem Unterkapitel schauen wir Funktionen ohne Rückgabewert an, also Funktionen ohne das return
-Statement am Ende.
Beispiel: Du möchtest das gleiche Quadrat mehrfach zeichnen. Dies kannst du wie folgt machen:
from turtle import * fritz = Turtle() fritz.hideturtle() # Quadrat 1 fritz.setpos(-130,0) repeat 4: fritz.forward(100) fritz.left(90) # Quadrat 2 fritz.setpos(0,0) repeat 4: fritz.forward(100) fritz.left(90)
Es fällt auf, das hier zweimal der identische Code vorkommt:
repeat 4: fritz.forward(100) fritz.left(90)
Dies ist nicht sehr elegant. Wenn man nun das gleiche Quadrat zehnmal zeichnen möchte, wird es noch viel schlimmer! Es lohnt sich deshalb hier, eine Funktion quadrat zu definieren und diese dann mehrfach aufzurufen:
from turtle import * fritz = Turtle() fritz.hideturtle() def quadrat(): repeat 4: fritz.forward(100) fritz.left(90) # Quadrat 1 fritz.setpos(-130,0) quadrat() # Quadrat 2 fritz.setpos(0,0) quadrat()
Beachte, dass in obigem Code jeweils zuerst die Position der Turtle festgelegt wird, bevor die Funktion aufgerufen wird. Noch eleganter wäre es, wenn das Setzen der Position in der Funktion geschieht. Die Koordinaten könnten dann der Funktion als Argument übergeben werden:
from turtle import * fritz = Turtle() fritz.hideturtle() def quadrat(x,y): fritz.setpos(x,y) repeat 4: fritz.forward(100) fritz.left(90) # Quadrat 1 quadrat(-130,0) # Quadrat 2 quadrat(0,0)
Du kannst der Funktion auch noch weitere Argumente übergeben, zum Beispiel um die Grösse des Quadrats und dessen Farbe anzugeben:
from turtle import * fritz = Turtle() fritz.hideturtle() def quadrat(x,y,seite,farbe): fritz.setpos(x,y) fritz.pencolor(farbe) repeat 4: fritz.forward(seite) fritz.left(90) # Quadrat 1 quadrat(-130,0,70,"red") # Quadrat 2 quadrat(0,0,100,"magenta")
Funktionen mit Rückgabewert
Funktionen bieten sich auch an, wenn man mehrfach die gleiche Rechnung, einfach mit verschiedenen Werten, ausführen möchte. Allerdings möchte man dann, dass die Funktion einem das Resultat als Rückgabewert zurück gibt.
Beispiel: Wir wollen eine Funktion definieren, die uns das Volumen eines Quaders zurück gibt. Falls der Quader die Seitenlängen $a,b$ und $c$ hat, so ist sein Volumen $$V = a \cdot b \cdot c$$ Die zugehörige Funktion ist dann:
- quader.py
def quader(a,b,c): resultat = a*b*c return resultat print(quader(4,3,2))
Auf der letzten Zeile wird das Volumen für einen Quader mit Seitenlängen $4, 3$ und $2$ berechnet und dann in der Konsole ausgegeben.
Probleme mit Funktionen
Aufgaben G – Funktionen ohne/mit Rückgabewert
Aufgabe G1
Für diese Aufgabe benötigst du Turtle graphics.
- Definiere eine Funktion namens
spirale()
. Diese zeichnet eine beliebige Spirale aus mindestens 6 Halbkreisen. - Rufe im Code die Funkton
spirale()
mindestens dreimal auf. Ändere vorher jeweils die Position deiner Turtle (mitsetpos()
), sodass die drei Spiralen an unterschiedlichen Orten gezeichnet werden.
Aufgabe G2
- Erweitere die Funktion
spirale()
aus obiger Aufgabe in die Funktionspirale(x, y)
: Neu sollst du der Funktion die Startposition (x- und y-Koordinate) übergeben können. - Rufe im Code die Funkton
spirale()
mindestens drei mal auf, sodass die drei Spiralen an unterschiedlichen Orten gezeichnet werden.
Aufgabe G3
- Erweitere die Funktion
spirale()
erneut: Neu sollst du der Funktion neben der Startposition (x- und y-Koordinate) auch die Anzahl Halbkreise und die Grösse des Radius des kleinsten Halbkreises übergeben können. - Rufe im Code die Funkton
spirale()
mindestens drei mal mit unterschiedlichen Parametern auf.
Aufgabe G4
Für diese Aufgabe benötigst du Turtle graphics. Definiere folgende Funktionen:
- quadrat(turtle, seitenlaenge, farbe, x, y)
- dreieck(turtle, seitenlaenge, farbe, x, y)
- kreis(turtle, radius, farbe, x, y)
Ruft man z.B. die Funktion dreieck(michelangelo, 100, "red", -200, 50)
auf, soll die Turtle namens michelangelo ein rotes Dreieck mit Seitenlänge 100 und Startpunkt (-200,50) zeichnen. Wichtig: Die Turtle muss zuerst erstellt werden (z.B.: michelangelo = Turtle()
), damit sie der Funktion übergeben werden kann.
Zeichne mit diesen Funktionen ein Bild. Jede der drei Formen soll mindestens 3 mal vorkommen. Variiere die Farbe und Grösse der Formen.
Erweiterung (Optional)
Erstelle ein Python Modul:
- Speichere die Geometrie-Funktionen in einer separaten Datei
geometrie.py
. - Erstelle eine zweite Datei
g4.py
im selben Ordner. - In
g4.py
importierst du das Geometrie-Modul mitimport geometrie
. - Die importierten Funktionen müssen zur Verwendung qualifiziert werden, z.B.
geometrie.dreieck(...)
. - Zeichne mit den Funktionen abstrakte Kunst (wie oben).
Aufgabe G5
Kennt man in einem rechtwinkligen Dreieck die beiden Katheten, so kann man mit dem Satz von Pythagoras die Hypothenuse bestimmen. Definiere eine Funktion mit Namen pythagoras. Als Argumente soll man die beiden Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks eingeben. Die Funktion berechnet dann die Hypothenuse und gibt diese mit return zurück.
Tipp: Die Wurzel einer Zahl ziehst du mit sqrt(x)
, dazu musst du aber zuerst das math-Modul importieren: import math
.
Kontrolle: Für die Katheten 3 und 4 ist die Hypothenuse 5. Die Codezeile print(pythagoras(3,4))
soll dann also 5.0
ausgeben.
Aufgabe G6
Das Volumen einer Kugel mit Radius $R$ ist: $$V = \frac{4\pi}{3}\cdot R^3$$
Definiere eine Funktion kugel, der man als Argument den Radius übergibt und die dann das Volumen zurückgibt. Die Kreiszahl Pi ($\pi$) kannst du mit math.pi
aufrufen, dazu muss aber auch wieder zuerst das math-Modul importiert werden (import math
).
Aufgabe G7
Definiere eine Funktion wuerfel, welche einen Würfel simuliert, d.h. eine Zufallszahl zwischen 1 und 6 mit return zurückgibt.
Challenge (optional)
Simuliere mit TurtleGraphics einen Würfel.
Aufgaben GA – Funktionen mit Algorithmen (ohne/mit Rückgabewert)
Aufgabe GA1 – Fibonacci-Zahlen
Schreibe eine Funkton namens fibonacci_numbers, die beliebig viele Elemente der Fibonacci-Folge ausgibt.
Zum Beispiel soll fibonacci_numbers(8)
die ersten acht Elemente der Fibonacci-Folge ausgeben, also 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13. Teste die Funktion, indem du sie mit unterschiedlichen Werten aufrufst.
Tipp: Setze in der Funktion zuerst zwei Variablen a und b auf die ersten beiden Fibonacci-Zahlen (0 und 1) und gebe diese nacheinander aus. Erst jetzt beginnt eine sich wiederholende Abfolge von Code-Zeilen für die Ausgabe der weiteren Werte.
Aufgabe GA2 – Fibonacci-Muster
Schreibe eine Funkton namens fibonacci_arcs, die eine Spirale aus Viertel-Kreisen zeichnet, deren Radien gemäss der Fibonacci-Folge zunehmen.
Zum Beispiel soll fibonacci_arcs(8)
acht Viertelkreise zeichnen. Beachte Folgendes:
- Hier soll die Fibonacci-Folge nicht mit 0, sondern mit 1 beginnen (a = b = 1).
- Multipliziere die Fibonacci-Zahlen mit einem Faktor, zum Beispiel 5, um den Radius zu erhalten.
Teste die Funktion: fibonacci_arcs(9)
sollte etwa folgendes Muster ergeben:
Aufgabe GA3 – Fibonacci-Muster mit Zeitmessung
Erweitere die Funktion fibonacci_arcs so, dass sie die Zeit zum Zeichnen des Musters misst und diesen Wert zurückgibt. Importiere dazu das time-Modul (import time
) und nutze die Funktion time()
, um einen Zeitstempel in Sekunden zu erhalten:
import time time1 = time.time() ## some code that takes some time ## ... time2 = time.time() time_passed = time2 - time1
Teste die Funktion zum Beispiel so:
print(fibonacci_arcs(9))
Damit sollte dein Code das Muster aus neun Viertelkreisen zeichnen und anschliessend die gemessene Anzahl Sekunden ausgeben.
Aufgabe GA4
Schreibe eine Funktion summe_ungerade, die die Summe aller ungeraden Zahlen von 0 bis n zurückgibt.
Zum Beispiel soll summe_ungerade(5)
die Zahl 9 zurückgeben. Auch summe_ungerade(6)
soll natürlich 9 zurückgeben.
Tipp: Verwende eine Zählvariable und eine While-Schleife.
Aufgabe GA5 (Herausforderung)
Die Fakultät ist eine Funktion, welche jeder ganzen natürlichen Zahl das Produkt aller natürlichen Zahlen (ohne Null) kleiner und gleich dieser Zahl zuordnet. Sie wird mit einem Ausrufezeichen geschrieben. Als Beispiel: $5!=1 \cdot 2 \cdot 3 \cdot 4 \cdot 5 =120$.
Schreibe eine Funktion fakultaet, welcher als Argument eine ganze Zahl übergeben wird und welche dir dann die Fakultät dieser Zahl zurückgibt.
Grosse Herausforderung: Kannst du die Fakultät ganz ohne Schleife berechnen? Dann hast du das Prinzip der Rekursion (Selbst-Aufruf) entdeckt!
Aufgabe GA6 (optional)
In dieser Zusatzaufgabe wird der euklidische Algorithmus benutzt, um den ggT von zwei Zahlen zu berechnen.
Schreibe zwei Funktionen ggt und kgv, welche als Argumente zwei Zahlen nehmen und daraus den grössten gemeinsamen Teiler bzw. das kleinste gemeinsame Vielfache berechnen. Das kGV zweier Zahlen erhältst du, indem du das Produkt dieser Zahlen durch den ggT der beiden Zahlen teilst. Es lohnt sich also, zuerst die Funktion ggt zu definieren, damit diese dann in der Definition der Funktion kgv aufgerufen werden kann.
Wenn du das gemacht hast: Erstelle eine weitere Funktion ggt_kgv, welche als Argument zusätzlich einen String mit „ggt“, bzw. „kgv“ entgegennimmt und dann entweder den ggT bzw. das kgV ausgibt.