====== - C++ Grundlagen ====== Diese Seite ist nicht als allumfassendes Tutorial gedacht. Es ist eher eine Sammlung von wichtigen Punkten und Links zu weiteren Quellen. Es wird davon ausgegangen, dass der Leser bereits solide Vorkenntnisse in anderen Programmiersprachen hat. Ist dies nicht der Fall, wird empfohlen, ein Einsteigertutorial zu finden. ===== - Installation ===== Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um C++-Code zu kompilieren und auszuführen. Gerade für den Anfang ist es aber empfohlen, es auf die 'traditionelle' Art und Weise zu machen. Dazu soll der GNU Compiler installiert werden. Der Code wird dann //in der Konsole// zuerst kompiliert (und ein paar weitere Schritte) und danach separat ausgeführt. ==== - Unix (Mac & Linux) ==== Auf Unix-basierten Systemen (Mac und Linux) sollte der GNU Compiler bereits installiert sein. Mit `g++ -v` kannst du dies sicherstellen und sehen, welche Version installiert ist. Weiter unten wird erklärt, wie man Programme kompilieren und ausführen kann. ==== - Windows ==== * MinGW: http://www.mingw.org, am einfachsten direkt http://www.mingw.org/wiki/Getting_Started * Video: https://youtu.be/sXW2VLrQ3Bs * (nicht explizit getestet) Weiter unten wird erklärt, wie man Programme kompilieren und ausführen kann. ==== - Programmierumgebung ==== Je nachdem, an was für einem Projekt man arbeitet und welche Vorlieben man hat, kann es auch Sinn machen, mit einer Programmierumgebung (IDE) zu arbeiten. Bevor man dies tut, sollte man aber verstanden haben, wie der Build-Prozess von C++ funktioniert und man sollte in der Lage sein, Programme in der Konsole zu kompilieren und auszuführen. Hier ein paar Vorschläge für Programmierumgebungen (bei weitem nicht komplett) mit Tutorials zur Installation: * Visual Studio Code (Win & Mac) * Windows: https://code.visualstudio.com/docs/cpp/config-mingw * Mac: https://code.visualstudio.com/docs/cpp/config-clang-mac * Visual Studio (Win) * The Cherno: https://youtu.be/1OsGXuNA5cc * XCode (Mac) * The Cherno: https://youtu.be/1E_kBSka_ec ===== - C++ Programmieren ===== ==== - Grundlegende Syntax ==== Es wird angenommen, dass du bereits über Vorwissen in einer anderen Programmiersprache verfügst, optimalerweise in einer typensicheren Sprache wie C# oder Java. Deshalb solltest du in der Lage sein, dir selbst die wichtigste Syntax zu erarbeiten. Hier einige **allgemeine Quellen**: * Video Tutorial Reihe von The Cherno: https://www.youtube.com/playlist?list=PLlrATfBNZ98dudnM48yfGUldqGD0S4FFb Falls du dich auf die **SOI** vorbereiten möchtest, macht es Sinn, Tutorials, die auf kompetitives Programmieren ausgelegt sind zu studieren: * Tutorial zu Basics: https://soi.ch/media/files/soi_cpp_tutorial.pdf * Übersicht Quellen: https://soi.ch/page/training/ * Competitive Programmer's Handbook: https://cses.fi/book/index.php * Wiki von SOI.ch: https://soi.ch/wiki/ ==== - Besonderheiten von C++ ==== Essentiell für das Programmieren in C++ ist das Verständnis von: * Header-Files: https://youtu.be/9RJTQmK0YPI * Pointer: https://youtu.be/DTxHyVn0ODg * References: https://youtu.be/IzoFn3dfsPA * Kompilieren & Ausführen von Code in C++ (siehe Kapitel unten) ===== - Kompilieren & Ausführen von Code in C++ ===== Ziel dieses Kapitels ist es, ein Verständnis zu entwickeln für die verschiedenen Schritte, die zwischen dem Code in C++ und der ausführbaren Datei liegen. ==== - Testprogramm ==== Dazu betrachten wir ein kleines (und ziemlich sinnloses) Programm, welches auf 3 Files aufgeteilt wurde. Stelle sicher, dass du genau verstehst, was das Programm macht. Auch sollte dir klar sein, warum es die Headerdatei `calc.h` braucht. #include "calc.h" int main() { add(3,7); sub(3,7); mul(3,7); return 0; } #include using namespace std; void add(int x, int y) { int r = x + y; cout << r << endl; } void sub(int x, int y) { int r = x - y; cout << r << endl; } void mul(int x, int y) { int r = x * y; cout << r << endl; } void add(int,int); void sub(int,int); void mul(int,int); ==== - Build-Prozess ==== **Quellen:** * Übersicht GNU Compiler, einzelne Schritte: https://www3.ntu.edu.sg/home/ehchua/programming/cpp/gcc_make.html * Video-Tutorial von The Cherno * How C++ Works: https://youtu.be/SfGuIVzE_Os * How the C++ Compiler Works: https://youtu.be/3tIqpEmWMLI * How the C++ Linker Works: https://youtu.be/H4s55GgAg0I Möchte man das Programm einfach ausführen, ohne sich mit den Details auseinander zu setzen, so kann man diese wie folgt tun: In einem ersten Schritt wird der Code in eine ausführbare Datei umgewandelt: ``` # Windows: g++ -o main.exe -Wall prog.cpp calc.cpp # Unix: g++ -o main -Wall prog.cpp calc.cpp ``` Diese kann man dann ganz einfach ausführen: ``` # Windows: main.exe # Unix: ./main ``` Möchte man dies genauer verstehen, so muss man die folgenden **4 Schritte** dieses Prozesses anschauen: - Preprocess - Kompilieren - Linken - Ausführen In Folgenden wird auf die einzelnen Schritte eingegangen. In den verschiedenen Schritten wird der ursprüngliche C++-Code in Dateien verschiedener Formate umgewandelt. Man kann diese Zwischenprodukte auch mit einem einzelnen Befehl erstellen. Füge einfach die Flag `-save-temps` hinzu: ``` g++ -o main -save-temps prog.cpp calc.cpp ``` === - Schritt 1: Preprocess === Preprozessor Statements wie include oder if werden ausgeführt. Z.B. resultiert `#include `, dass der gesamte Code aus iostream in den Code hineinkopiert wird. Die Flag `-E` bewirkt, dass nur der Preprocess-Schritt ausgeführt wird. Beachte, dass der Output nur in der Konsole ausgegeben wird und nicht in ein File geschrieben wird. Möchte man dies, muss man dies mit `-o outputfilename` explizit angeben. ``` g++ -E -o prog.ii prog.cpp g++ -E -o calc.ii calc.cpp ``` Das File prog.ii sieht wie folgt aus: # 1 "prog.cpp" # 1 "" 1 # 1 "" 3 # 379 "" 3 # 1 "" 1 # 1 "" 2 # 1 "prog.cpp" 2 # 1 "./calc.h" 1 void add(int,int); void sub(int,int); void mul(int,int); # 2 "prog.cpp" 2 int main() { add(3,7); sub(3,7); mul(3,7); return 0; } Beachte, dass in den Zeilen 8-10 die Zeilen aus `calc.h` einfach hineinkopiert wurden. Das File `calc.ii` wird hier nicht gezeigt, da es mehrere 10'000 Zeilen lang ist! Der Grund ist, dass der gesamte Inhalt von iostream hineinkopiert wurde. Ein solches `.ii` File (je nach OS auch mit Endung `.i`) wird auch **Translation Unit** genannt und beinhaltet nichts weiteres als C++-Code - auch wenn das File eine andere Endung hat. === - Schritt 2: Kompilieren === Danach kommt der eigentliche Kompilierungsschritt. Der preprozessierte Code wird in **Maschinensprache** kompiliert. Dieser wird in einem sogenannten **Object**-File (Endung: `.o` oder `.out`) gespeichert. Diese Maschinensprache beinhaltet direkte Instruktionen an die CPU. Der Die `-c` Flag bewirkt, dass der C++ Code nur preprozessiert und kompiliert wird: ``` g++ -c prog.cpp g++ -c calc.cpp ``` Der Inhalt von Object-Files ist in Binärform, kann also nicht von uns gelesen werden. Genau genommen verläuft diese Kompilierung in //zwei Schritten// ab: == - Schritt 2A: Kompilieren C++ zu Assembly-Code == Kompilation mit GNU-Compiler in Assembly-Code (Endung: `.s`). Assembler ist eine sehr hardwarenahe Programmiersprache und ist unterschiedlich für verschiedene CPU-Typen. Möchte man nur diesen Schritt machen, verwendet man die Flag `-S`: ``` g++ -S prog.cpp g++ -S calc.cpp ``` Das Resultat vom ersten Schritt (preprocessierten C++-Code in Assembly-Code): .section __TEXT,__text,regular,pure_instructions .build_version macos, 10, 15 sdk_version 10, 15, 6 .globl _main ## -- Begin function main .p2align 4, 0x90 _main: ## @main .cfi_startproc ## %bb.0: pushq %rbp .cfi_def_cfa_offset 16 .cfi_offset %rbp, -16 movq %rsp, %rbp .cfi_def_cfa_register %rbp subq $16, %rsp movl $0, -4(%rbp) movl $3, %edi movl $7, %esi callq __Z3addii movl $3, %edi movl $7, %esi callq __Z3subii movl $3, %edi movl $7, %esi callq __Z3mulii xorl %eax, %eax addq $16, %rsp popq %rbp retq .cfi_endproc ## -- End function .subsections_via_symbols == - Schritt 2B: Kompilieren Assembly-Code in Maschinensprache == Die Assembly-Datei (`.s`) wird dann in Maschinensprache umgewandelt. Dies passiert nicht mehr mit dem GNU-Compiler, sondern mit dem Assembler-Compiler: ``` as -o prog.o prog.s as -o calc.o calc.s ``` === - Schritt 3: Linking === Damit das Programm ausgeführt werden muss, müssen die einzelnen Object-Files miteinander verknüpft (also gelinked) werde. Das Resultat ist dann eine ausführbare Datei (hier `main` genannt) ``` # Windows: g++ -o main prog.o calc.o # Unix: g++ -o main prog.o calc.o ``` Doch wozu braucht man diesen Linking-Schritt? Machen wir ein Beispiel: * in `prog.cpp` wird die Funktion `Add(...)` aufgerufen, welche im Headerfile `calc.h` deklariert ist. Im Preprocess-Schritt wird diese Deklaration dann in `prog` hineinkopiert. Die Definition fehlt aber! Das Programm `prog.o` kann alleine nicht ausgeführt werden, da sich die Definition der Funktion in `calc.o` befindet. Im Linking-Schritt wird dann die Deklaration von Add in `prog.o` mit deren Definition in `calc.o` verknüpft. Man sieht also, dass man eine Datei auch schon kompilieren kann, wenn nur die Deklaration einer Funktion, aber nicht deren Definition enthalten ist. * Auch muss der Einstiegspunkt ins Programm, sprich die main-Funktion gefunden werden. Auch dies geschieht im Linking-Schritt. Den Linking-Schritt kann man auch einzeln machen, der Befehl ist aber etwas mühsam und hängt auch von der Plattform ab. Deshalb wird auf diesen hier verzichtet. === - Schritt 4: Ausführen === Nun können wir unser Programm ausführen: ``` # Windows: main.exe # Unix: ./main ``` ==== - Makefile ==== Grosse Projekte können sehr schnell aus sehr vielen einzelnen Files bestehen. Da jeweils alle dem Compiler übergeben werden müssen (`gcc -o main file1.cpp file2.cpp file3.cpp ...`), kann dies ziemlich mühsam werden. Hier kann ein Makefile helfen, siehe z.B. hier https://www3.ntu.edu.sg/home/ehchua/programming/cpp/gcc_make.html#zz-2. Ein einfaches Makefile für unser Beispielprojekt sieht wie folgt aus: (siehe auch: https://youtu.be/_r7i5X0rXJk) # AUFBAU # Ziel: Abhaengigkeiten # Befehl main: prog.o calc.o # wenn prog.o oder calc.o veraendert wurden -> erstelle Ausfuehrbare Datei main neu, indem der Befehl unten (g++ ...) ausgefuehrt wird g++ -o main prog.o calc.o prog.o: prog.cpp calc.h # wenn prog.cpp oder calc.h veraendert wurden -> prog.o neu erstellen g++ -c prog.cpp calc.o: calc.cpp calc.h # analog g++ -c calc.cpp clean: # mit 'make clean', loesche alle .o und das main File rm *.o main Eine etwas 'professionellere' Variante ist das folgende Makefile: # Definiere Variablen für Compiler, Flags und ausfuehrbare Datei CXX = g++ CXXFLAGS = -g -Wall EXEC = main # AUFBAU # Ziel: Abhaengigkeiten # Befehl ${EXEC}: prog.o calc.o # wenn prog.o oder calc.o veraendert wurden -> erstelle Ausfuehrbare Datei main neu, indem der Befehl unten (g++ ...) ausgefuehrt wird ${CXX} ${CXXFLAGS} -o ${EXEC} prog.o calc.o prog.o: prog.cpp calc.h # wenn prog.cpp oder calc.h veraendert wurden -> prog.o neu erstellen ${CXX} ${CXXFLAGS} -c prog.cpp calc.o: calc.cpp calc.h # analog ${CXX} ${CXXFLAGS} -c calc.cpp clean: # mit 'make clean', loesche alle .o und das main File rm *.o ${EXEC} Das Makefile kannst du dann mit folgenden Befehlen verwenden: ``` # ausführbare Datei erstellen (Kompilieren usw.) make # ausführen ./main # main und .o Dateien löschen make clean ```