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gf_informatik:web:internet [2021-11-17 07:18] hofgf_informatik:web:internet [2023-12-14 14:06] (aktuell) – [Internet & Netzwerke] hof
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 # Internet & Netzwerke # Internet & Netzwerke
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 +{{ :gf_informatik:web:internet_101.pdf | Präsentation}}
  
 Das Internet ist überall, jeder von uns benutzt es täglich hundert- oder tausendfach. Aber was ist denn eigentlich das Internet? Was sind dessen Bausteine? Was passiert beim Aufruf einer Webseite? Wie hat das Internet unsere Welt verändert, und welche Veränderungen könnten noch kommen? Das Internet ist überall, jeder von uns benutzt es täglich hundert- oder tausendfach. Aber was ist denn eigentlich das Internet? Was sind dessen Bausteine? Was passiert beim Aufruf einer Webseite? Wie hat das Internet unsere Welt verändert, und welche Veränderungen könnten noch kommen?
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 ## Netz-Topologien ## Netz-Topologien
  
-### Fully Connected (vollmermascht+### Fully Connected (voll-vermascht
-{{ :gf_informatik:web:fully_connected.jpg?nolink&200| Fully Connected}}+{{ :gf_informatik:web:fully_connected.jpg?nolink&150| Fully Connected}}
  
 Das Internet bietet uns eine geniale Illusion: nämlich, dass jedes Gerät mit jedem anderen verbunden sei, als gäbe es ein direktes Kabel zwischen den beiden. Weil die Illusion so gut gelingt, sprechen wir auch von einer Abstraktion: Das Internet **abstrahiert** die Verbindung zwischen zwei Geräten, auch wenn diese in Wirklichkeit gar nicht so direkt ist. Für die Geräte ist es unerheblich, ob die Daten über ein WLAN oder Ethernet, via USA, den Suezkanal, einen Satellit im Weltraum oder ein Tiefseekabel fliessen. Es ist sogar möglich, dass ein Teil der übermittelten Daten den einen Weg nehmen und andere einen weiteren. Das Internet bietet uns eine geniale Illusion: nämlich, dass jedes Gerät mit jedem anderen verbunden sei, als gäbe es ein direktes Kabel zwischen den beiden. Weil die Illusion so gut gelingt, sprechen wir auch von einer Abstraktion: Das Internet **abstrahiert** die Verbindung zwischen zwei Geräten, auch wenn diese in Wirklichkeit gar nicht so direkt ist. Für die Geräte ist es unerheblich, ob die Daten über ein WLAN oder Ethernet, via USA, den Suezkanal, einen Satellit im Weltraum oder ein Tiefseekabel fliessen. Es ist sogar möglich, dass ein Teil der übermittelten Daten den einen Weg nehmen und andere einen weiteren.
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 Weshalb gibt es denn nicht zwischen allen Geräten eine eigene Verbindung? Wieviele Verbindungen bräuchte es, um die 30 Milliarden (30e9) Geräte alle miteinander zu verbinden? Weshalb gibt es denn nicht zwischen allen Geräten eine eigene Verbindung? Wieviele Verbindungen bräuchte es, um die 30 Milliarden (30e9) Geräte alle miteinander zu verbinden?
  
-Die Anzahl Verbindungen wächst mit dem **Quadrat** der Geräte, es wären also 9e20 (fast eine Quadrilliarde) Verbindungen nötig.+Die Anzahl Verbindungen wächst mit dem **Quadrat** der Geräte, es wären also 9e20 (fast eine Trilliarde) Verbindungen nötig.
  
 ### Stern ### Stern
-{{ :gf_informatik:web:star_topology.jpg?nolink&200| Star}}+{{ :gf_informatik:web:star_topology.jpg?nolink&150| Star}}
  
 Es ist also nicht möglich, zwischen allen Geräte-Paaren je ein Kabel zu verlegen. Die Sterntopologie verbindet *n* Knoten mit *n-1* Verbindungen - besser geht nicht. Was könnte das Problem bei dieser Variante sein? Es ist also nicht möglich, zwischen allen Geräte-Paaren je ein Kabel zu verlegen. Die Sterntopologie verbindet *n* Knoten mit *n-1* Verbindungen - besser geht nicht. Was könnte das Problem bei dieser Variante sein?
  
-Fällt der zentrale Knoten aus, sind alle Knoten vom Netz getrennt.+Problem: Fällt der zentrale Knoten aus, sind alle Knoten vom Netz getrennt.
  
-Im richtigen Internet kommen Ausfälle dauernd vor, und das Netz ist ausgelegt, dass die Benutzer davon nichts mitbekommen. Die Ausfallsicherheit des Internets ist entscheidend, um die Illusion der direkten Verbindung zu erhalten.+Im richtigen Internet kommen Ausfälle dauernd vor, und das Netz ist so ausgelegt, dass die Benutzer davon nichts mitbekommen. Die Ausfallsicherheit des Internets ist entscheidend, um die Illusion der direkten Verbindung zu erhalten.
  
 ### Mesh (vermaschtes Netz) ### Mesh (vermaschtes Netz)
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 Surfe ich mit meinem Smartphone auf eine Webseite in Taiwan, fliessen die Daten von langsameren Verbindungen (z.B. der WLAN-Verbindung an der KSR) zur nächst-schnelleren (z.B. der Swisscom) und von da durch Unterseekabel z.B. nach Asien, wo sie schliesslich beim Ziel-Server ankommen. Surfe ich mit meinem Smartphone auf eine Webseite in Taiwan, fliessen die Daten von langsameren Verbindungen (z.B. der WLAN-Verbindung an der KSR) zur nächst-schnelleren (z.B. der Swisscom) und von da durch Unterseekabel z.B. nach Asien, wo sie schliesslich beim Ziel-Server ankommen.
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-Bevor wir etwas genauer untersuchen, wie diese Abstraktion zustande kommt, schauen wir uns kurz an, was denn eigentlich bei einem Seitenaufruf im Internet passiert. 
  
 {{ :gf_informatik:internet_als_abstraktion.png?nolink&400 |}} {{ :gf_informatik:internet_als_abstraktion.png?nolink&400 |}}
  
 ## Paket und Datenstrom ## Paket und Datenstrom
 +Bevor wir etwas genauer untersuchen, wie diese Abstraktion zustande kommt, schauen wir uns kurz an, was denn eigentlich bei einem Seitenaufruf im Internet passiert.
  
 Verfolgen wir den Datenaustausch zwischen meinem Gerät und einem Server (zum Beispiel mit [[https://www.wireshark.org/|Wireshark]]), so fallen ein paar Dinge auf. Verfolgen wir den Datenaustausch zwischen meinem Gerät und einem Server (zum Beispiel mit [[https://www.wireshark.org/|Wireshark]]), so fallen ein paar Dinge auf.
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 ## Kommunikationsebenen ## Kommunikationsebenen
  
 +Die Kommunikation im Internet ist so aufgebaut, dass es für zwei Endgerät keine Rolle spielt, ob sie direkt miteinander verbunden sind, oder ob die Verbindung über das weltweite Internet verläuft. Grundlage dafür ist das Schichtenmodell, das die komplexe Verbindung in vier Schichten teilt, und jeder ihre eigenen Aufgaben zuweist ((Das formale [[https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell|OSI-Modell]] kennt sogar sieben Schichten, aber wir benügen uns mit dem praktischeren [[https://de.wikipedia.org/wiki/Internetprotokollfamilie|TCP-IP-Modell]])).
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 +{{ :gf_informatik:web:schichtemodell_einfach.jpg?nolink&200 |}}
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 +Eine Verbindung zwischen zwei Geräten besteht eigentlich aus ineinander verschachtelten Gesprächen. Jede Ebene verpackt dabei das Gespräch der nächsthöheren Schicht in einen neuen Umschlag, und löst mit den Angaben auf seiner Ebene nur die spezifischen Probleme seiner Schicht. Umgekehrt kann sich jede Ebene auf die Abstraktion verlassen, die ihr von der nächsttieferen Ebene geboten wird.
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 +{{ :gf_informatik:web:schichtenmodell_komplex.jpg?nolink&600 |}}
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 +### Protokolle
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 +Auf jeder Ebene erfolgt die Kommunikation nach genau definierten Regeln, dem sogenannten **Protokoll**.
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 +Wir kennen Protokolle aus vielen Bereichen des täglichen Lebens: Ein höfliches Gespräch beginnt beispielsweise mit einer Begrüssung und schliesst mit der Verabschiedung:
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 +{{ :gf_informatik:web:protokoll2.jpg?nolink&600 |}}
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 +### Anwendungsschicht
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 +Auf der Anwendungsschicht geht es darum, was ein Benutzer (oder ein Programm) eigentlich erreichen will. 
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 +In der Analogie der Paketpost geht es darum, dass wir beispielsweise Möbel von einem Schulhaus zum anderen transportieren wollen:
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 +{{ :gf_informatik:web:anwendungsschicht_analogie.jpg?nolink&600 |}}
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 +Die Anwendungsschicht nützt die Abstraktion, die ihr von der Transportschicht geboten wird: den bidirektionalen Datenstrom.
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 +Im Internet gibt es tausende von Anwendungsprotokollen, aber ein paar wenige sind besonders wichtig:
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 +#### HTTP
 +Das **HyperText Transfer Protocol** dient den Browser dazu, Webseiten vom Server zu unserem Gerät zu übertragen.
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 +{{ :gf_informatik:web:http_proto.jpg?nolink&600 |}}
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 +Ein HTTP-Server ist normalerweise auf dem TCP-Port 80 erreichbar.
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 +#### DNS
 +Das **Domain Name System** dient als "Telefonbuch des Internets". Der DNS-Server weiss die korrekte IP-Adresse (z.B. 161.78.13.64 s. Kapitel Vermittlungsschicht) für jede Domain (z.B. "www.ksr.ch").
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 +Der DNS-Dienst läuft normalerweise auf dem TCP-Port 53.
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 +#### SMTP
 +Das **Simple Mail Transfer Protocol** dient dem versenden von Emails. Ein SMTP-Server läuft normalerweise auf TCP-Port 25.
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 +### Transportschicht
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 +Die **Transportschicht** stellt der Anwendungsschicht einen **bidirektionalen Datenstrom** zur Verfügung. Der Datenstrom kann beliebig grosse Daten in beiden Richtungen versenden. Die Transportschicht stellt also sicher, dass die einzelnen Daten-Pakete in der gleichen Reihenfolge beim Empfänger ankommen, wie sie abgeschickt worden sind. Verloren gegangene Pakete werden nochmals beim Sender angefordert.
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 +In der Paket-Analogie stellt der Hausdienst sicher, dass die Möbel korrekt in einzelne Pakete zerteilt und verpackt werden. Zudem erstellt der Hausdienst einen Lieferschein der zur Sendung gehörenden Pakete, damit der Empfänger weiss, ob er alle erhalten hat.
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 +{{ :gf_informatik:web:transportschicht_analogie.jpg?nolink&600 |}}
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 +Im richtigen Internet handelt das **TCP** (*Transport Control Protocol*) auch noch die richtige Geschwindigkeit zwischen den beiden Endpunkten aus, so dass die Daten so schnell wie möglich versendet werden, ohne das Netzwerk zu überlasten.
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 +Um einen Datenstrom zu identifizieren verwendet TCP sogenannte **Ports** auf beiden Seiten der Verbindung. Zusammen mit der IP-Adresse des Senders und des Empfängers bestimmen Sie jede Verbindung eindeutig.
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 +Einige bekannte Protokolle der Anwendungsschicht können unter sogenannten *well-known Ports* erreicht werden:
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 +^ Dienst      ^ Port       ^
 +| HTTP (Web)    |  80 |
 +| HTTPS (Verschlüsseltes Web)    |  443 |
 +| DNS    |  53 |
 +| SMTP (Email)  |  25 |
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 +Die Transportschicht nützt die Abstraktion, die ihr von der nächstunteren Ebene geboten wird: die End-zu-Ende-Vermittlung von einzelnen Paketen.
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 +### Vermittlungsschicht
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 +Die *Vermittlungsschicht* (en. *Internet Layer*) stellt den oberen Schichten den Versand von einzelnen Paketen von einem Gerät im Internet zu jedem anderen (Ende-zu-Ende). Das *Internet Protocol* (**IP**) verwendet zur Adressierung die [[gf_informatik:web:internet:ip_adressen|]].
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 +Im Paketbeispiel entspricht die Vermittlungsschicht der Post, die IP-Adressen den Post-Adressen.
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 +{{ :gf_informatik:web:vermittlungsschicht_analogie.jpg?nolink&600 |}}
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 +Wie bei der Paketpost verbindet auch das Internet nicht alle Geräte direkt miteinander. Wie bei der Paketpost müssen Pakete dem Netz entlang von Knoten zu Knoten (=Paketsortierzentrum) geleitet werden. An jedem Knoten muss entschieden werden, wie ein Paket weitergeleitet wird. Dieser Vorgang heisst im Internet **Routing**, und Knoten mit mehreren Verbindungen heissen **Router**. Siehe [[gf_informatik:web:internet:routing|]]
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 +### Physikalische Schicht
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 +Die *Physikalische Schicht* (oder *Netzzugangsschicht*) ist die unterste Netzwerkebene. Sie bietet den oberen Schichten den Paketvermittlung bis zum Ende des nächsten Kabels. Als Adressen werden sogenannte *MAC-Adressen* verwendet, die jedes Gerät (genauer: jede Netzwerkkarte) eindeutig identifizieren. Anders als die IP-Adressen ändern MAC-Adressen nicht, wenn das Gerät in einem anderen Netzwerk angemeldet wird.
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 +Im Internet gibt es eine Vielzahl von Technologien, die auf der Netzzugangsschicht verwendet werden. Am häufigsten begegnen uns Ethernet (Kabelgebundenes Ethernet / LAN) und Wifi (WLAN / Funknetzwerk) sowie LTE (Mobilfunk).
  
 +In unserer Paketanalogie entspricht der Netzugangsschicht der Transport von einem Knoten zum nächsten, beispielsweise von Romanshorn ins Paketsortierzentrum Härkingen. Den oberen Schichten ist egal, ob dieser Transport per Camion oder mit dem Zug erfolgt - Hauptsache, das Paket kommt an. Genauso ist dem Lastwagen die endgültige Zieladresse des Pakets egal - er kümmert sich nur um die Adresse des Paketzentrums.
  
 +{{ :gf_informatik:web:netzzugangsschicht_analogie.jpg?nolink&600 |}}
  • gf_informatik/web/internet.1637133500.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2021-11-17 07:18
  • von hof